Das geht besser – die Plätze 16-20 20 Starter waren heute bei der australischen Meisterschaft im Einzelzeitfahren dabei. Im normalen Rennbetrieb würden sich viele Fahrer über eine Platzierung unter den Besten 20 freuen. Das sah hier natürlich etwas anders aus. Zumindest für das Team Polti-Kometa sollte es aber herzlich egal sein, dass die Akteure Kaden Groves (Rang 18, +3’22) und Patrick Eddy (Rang 17, +3’00) keine Rolle im Kampf um die Medaillen spielten. Dafür hatte die Mannschaft andere nominiert. Für den einzigen Amateur Tristan Saunders blieb derweil leider nur die rote Laterne (Rang 20, +4’17). Das einheimische Team Jayco schickte als ersten Cameron Wurf ins Rennen. Mit Platz 19 und 3’36 Rückstand auf den späteren Sieger testete er vortrefflich den Parcours, das war es dann aber auch. Simon Clarke war die einzige Hoffnung für Alpecin. Er hielt sich hervorragend an die Taktik „Alles geben“, was allerdings nur für Platz 16 bei 2’53 Rückstand reichen sollte.
Qualität in der Breite – die Plätze 11-15 Erfahrungsgemäß bringt Australien viele gute Zeitfahrer hervor. Die Quelle der starken Leute im Kampf gegen die Uhr scheint nie zu versiegen, weswegen fanden sich auf den Plätzen knapp hinter den Top Ten durchaus einige Fahrer von brauchbarer Qualität ein. Chris Hamilton (15., +2’11) hat seine Stärken nicht primär in der heutigen Aufgabe, somit reichte es nicht für eine bessere Platzierung. Auch Michael Storer (14., +2’10) muss für sein Team Cofidis im Straßenrennen versuchen, mehr rauszuholen. Der erste Burgos-Fahrer Alex Edmondson (13., +2’08) konnte sich gegen die beiden Mitbewerber knapp durchsetzen, hatte aber gegen Damien Howson von Novo Nordisk (12., +2’07) und Oldie Michael Matthews (11., +2’05) in einem engen Mittelfeld ebenso hauchdünn das Nachsehen.
Ein Sack voll gescheiterter Top Five Anwärter – die Plätze 6-10 Nicht ganz so eng wie bei den fünf Fahrern zuvor ging es in den hinteren Top Ten zu. Spannung kam natürlich trotzdem auf und unzufrieden war vermutlich der eine oder andere Manager. Zum Beispiel Kollege BoB, der den blutjungen Hamish McKenzie als einen Kapitän für Polti-Kometa ins Rennen schickte. Hochdekoriert im Jugendbereich konnte der Youngstar ein gutes Rennen zeigen, aber ob der zehnte Platz (+1’46) reichte um das Management zufriedenzustellen, musste teamintern geklärt werden. Auf Rang neun kam mit Callum Scotson (+1’39) der beste Fahrer der Jayco Truppe ein. Lucas Hamilton machte es für Polti besser und benötigte nochmal über 20 Sekunden weniger für die Strecke (+1’13). Es reichte nur für Platz acht, weil die Spitze heute unfassbar eng beisammen war. Kelland O’Brien (7., +1’00) und Ben O’Connor (6., +0’54) vervollständigten die kompakte Teamleistung von Polti-Kometo, aus der leider niemand unter die besten Fünf kommen konnte.
Der Kampf um Bronze – die Plätze 3-5 Freuen konnten sich zunächst die Franzosen des Teams Total Energies. Manager Harryhase hatte offenbar die passenden Worte gefunden, die Chris Harper (5., +0’37) zu einer starken Leistung trieben. Sehr spannend wurde es dann zwischen Michael Hepburn [GFC] und Luke Durbridge [TNN] im Kampf um die Bronzemedaille. Nach dem Karriereende von Vorjahressieger Rohan Dennis war Durbridge als Zweiter in 2023 quasi Favorit heute. Dieser Rolle konnte er zwar nicht gerecht werden, es reicht aber, um sich gegen Hepburn zumindest eine Medaille zu sichern. 24 Sekunden vs. 29 Sekunden Rückstand, das war mal knapp.
Ein ganz ein enges Höschen – die Plätze 1 & 2 Verbessert im Vergleich zum Vorjahr zeigten sich offensichtlich die Herren Jay Vine [TFS] und Luke Plapp [BBH]. Dort waren sie Dritter und Vierter geworden, Vine damals um ganze vier Sekunden schneller als der jüngere Rivale. Damals reichte das nur zur Bronzemedaille, heute ging es hier zwischen den beiden sogar um den Titel. Bei der Zwischenzeit waren beide gleichauf und es war ein Rennen, das eigentlich keinen Verlierer verdient hätte. Wie es im Radsport nun mal so ist: Irgendwer muss den Kürzeren ziehen. Wer war das aber?
Luke Plapp… Nicht! Ganze zwei Sekunden zu lang brauchte Jay Vine, der nach Plapp gestartet war, um die Bestzeit noch zu unterbieten. Der Youngstar in Diensten von Burgos hatte hier heute minimal bessere Beine und konnte sich zum Meister küren. Glückwünsche gehen raus an Manager simon, aber auch an die anderen Medaillengewinner.
Taj Jones (Aus) [JAY] Michael Matthews (Aus) [JAY] Callum Scotson (Aus) [JAY] Miles Scotson (Aus) [JAY] Cameron Wurf (Aus) [JAY] Alex Edmondson (Aus) [BBH] Jai Hindley (Aus) [BBH] Luke Plapp (Aus) [BBH] Cameron Scott (Aus) [BBH] Jarrad Drizners (Aus) [PTK] Kaden Groves (Aus) [PTK] Chris Hamilton (Aus) [PTK] Lucas Hamilton (Aus) [PTK] Kelland O'Brien (Aus) [PTK] Ben O'Connor (Aus) [PTK] James Whelan (Aus) [PTK] Patrick Eddy (Aus) [PT2] Hamish McKenzie (Aus) [PT2] Michael Storer (Aus) [COF] Sebastian Berwick (Aus) [TNN] Matthew Dinham (Aus) [TNN] Luke Durbridge (Aus) [TNN] Dylan George (Aus) [TN2] Damien Howson (Aus) [TNN] Blake Quick (Aus) [UAD] Michael Hepburn (Aus) [GFC] Rudy Porter (Aus) [GFC] Jay Vine (Aus) [LTK] Chris Harper (Aus) [TEN] Jensen Plowright (Aus) [TEN] Simon Clarke (Aus) [ADC] Jack Haig (Aus) [IWA] Harry Sweeny (Aus) [IWA] Aidan Hill [???] Liam White [???] Nick Aitken [???] Alex Edney [???] Stuart Smith [???]
Herzlich Willkommen zum Rückblick auf das Straßenrennen bei den australischen Meisterschaften 2024. Vorjahressieger Luke Plapp [BBH] war wieder am Start und hoffte, seinen Titel verteidigen zu können. Zirka 50 andere Fahrer hatten allerdings etwas dagegen. Erfahrene Radsim-Manager wissen, dass besonders die australische Meisterschaft unberechenbar ist und schon des Öfteren aus einer frühen Gruppe heraus entschieden wurde.
Der Parcours hatte das Potential für verschiedene Szenarien. Durch die hügelige Gestaltung des Rundkurses war er für Sprinter tendenziell nicht ideal, aber Fahrer wie Bling Matthews [JAY] kommen ja auch gut über Anstiege.
Zunächst begann das Rennen harmlos: Mit Alex Edney [???] und Jarrad Drizners [PTK] setzte sich ein Duo ein kleines Stück ab, während dahinter Jayco und Burgos sich zur Kontrolle des Rennens einfanden. Nur kurze Zeit später war es um das Duo geschehen und die nächsten Attacken kamen. Da viele Einzelstarter und kleinere Teams sehr auf die taktische Ausrichtung der quantitativen Übermacht von Polti-Kometa schauten, herrschte im Feld nach dem Antritt von Drizners bereits Unruhe und gefühlt das halbe Peloton war jetzt in Alarmbereitschaft. Zurecht wie sich zeigte, denn es folgte ein Erdrutsch: Whelan [PTK], Eddy [PT2] gingen fast zeitgleich mit Berwick [TNN], Howson [TNN], Scotson [JAY] und Porter [GFC] in die Offensive. Es setzte ein Domino-Effekt ein, weil Polti noch Chris Hamilton [PTK] in die Verfolgung schickte und spätestens da klar war, dass die größte Mannschaft das Rennen offensiv gestalten wollte. Eine Reihe an Favoriten setzten nach und es bildete sich eine schlagkräftige Gruppe mit 14 (!) Fahrern. Anbei die Übersicht
Miles Scotson (Aus) [JAY] James Whelan (Aus) [PTK] Patrick Eddy (Aus) [PT2] Chris Hamilton (Aus) [PTK] Sebastian Berwick (Aus) [TNN] Damien Howson (Aus) [TNN] Rudy Porter (Aus) [GFC] Jai Hindley (Aus) [BBH] Luke Plapp (Aus) [BBH] Michael Storer (Aus) [COF] Jay Vine (Aus) [LTK] Chris Harper (Aus) [TEN] Simon Clarke (Aus) [ADC] Jack Haig (Aus) [IWA]
Alle größeren Teams waren vertreten, allerdings rührten für Jayco im Peloton zunächst noch Wurf und Jones fleißig in der Nachführarbeit. Der Plan A Matthews für den heutigen Tag stand früh auf der Kippe. Als die Gruppe den Vorsprung auf 45 Sekunden ausgebaut hatte, sah es für das Feld schon nicht mehr so gut aus. Einige Kilometer später erreichte man erstmalig die Minuten-Marke. Da Jayco keine Unterstützung mehr hatte und lediglich 2-3 der Amateure mal kurz in den Wind gingen, war der Zug quasi abgefahren. Vorne arbeiteten zwar nicht alle Akteure gleichermaßen mit, die generelle Kooperation war aber gegeben. So verblieben die Jayco-Helfer zwar in der Nachführarbeit, konnten aber den Anstieg des Abstands auf zunächst zwei, später drei und zur Rennmitte fünfeinhalb Minuten nicht verhindern.
Durch die frühe Vorentscheidung verlief das Rennen insgesamt dann relativ gemäßigt. Vorne tat man genug, um genug Vorsprung zu behalten und hinten hatte man schlicht resigniert. Ernst wurde es in der Spitze wieder drei Runden vor Schluss. Vorher hatte Whelan [PTK] vorne sehr früh attackiert, den Antritt neutralisierte allerdings Hindley [BBH]. In den Anstieg der drittletzten Runde hinein attackierte mit Jay Vine [LTK] einer der Favoriten. Sein großer Konkurrent im Zeitfahren Luke Plapp [BBH] war sehr wachsam an seinem Rad und auch Chris Harper [TEN] konnte sich für den Moment festbeißen. Knapp dahinter bildete sich eine Verfolgergruppe um Chris Hamilton [PTK], Damien Howson [TNN], Jack Haig [IWA] und Jai Hindley [BBH]. Der Rest vom Fest schon einige Meter weiter zurück, das sah nicht so gut aus. In der kurzen Abfahrt schlossen die Verfolger auf, so dass sieben Fahrer an der Spitze verblieben. In der Verfolgergruppe etablierten sich Storer [COF] und Porter [GFC] mit Clarke [ADC] als Unterstützung als die treibenden Kräfte. Die hohe Qualität der Spitzenreiter sorgte aber dafür, dass der Abstand schnell 25 Sekunden betrug. Vor allem Hindley [BBH] stellte sich jetzt voll in den Dienst von Titelverteidiger Plapp.
In der vorletzten Runde folgte dann ein weiteres Highlight: Nachdem er zunächst die Konkurrenz kritisch beäugt hatte und sich an das Ende der Gruppe hatte zurückfallen lassen, ergriff mit Plapp [BBH] der Titelverteidiger persönlich die Initiative. Der Antritt war vom Team bestmöglich vorbereitet. Somit konnte niemand unmittelbar folgen. Hindley schien von der Arbeit erschöpft und fiel hinten raus, die anderen fünf spannten zusammen, waren aber für den Moment überrumpelt. Plapp baute seinen Vorsprung auf zehn Sekunden aus, der Motor surrte. Einfach abspeisen lassen wollte sich die Konkurrenz jedoch nicht. Man war sich zu 100% einig und schaffte es, den Spitzenreiter auf Sichtweite zu halten.
In den Anstieg der Schlussrunde hinein setzte dann Vine [LTK] nochmal einen Antritt. Howson [TNN] war zufällig gerade am Rad seines Landsmannes und konnte dieses irgendwie halten. Haig [IWA], Hamilton [PTK] und Harper [TEN] hingegen ließen eine kleine Lücke aufgehen und konnten in diesem Moment nicht schnell genug beschleunigen. Es formierte sich an der Spitze des Rennens dann ein Trio mit Plapp, Howson und Vine. Plapp war den Anstieg zwar zügig hochgefahren, aber die Verfolger hatten ein bisschen mehr Punch und schlossen deswegen noch einmal auf.
Zwischen diesen drei Fahrern sollte sich der Kampf um die Meisterschaft dann auf entscheiden. Die Lücke nach hinten war einige Kilometer vor dem Ziel aufgegangen. Das Duell Vine gegen Plapp ist aus dem Zeitfahren in bester Erinnerung geblieben. Die beiden Kontrahenten arbeiteten zwar zusammen, lauerten aber gleichzeitig auch auf den möglichen folgenden Antritt des Gegners. Dabei ließen sie Howson eine Millisekunde aus dem Blick. Dieser hatte seinen späten Angriff bei grob zwei Kilometern zu gehen somit geradezu perfekt gestartet. Plapp beschleunigte und nahm mit Vine am Rad die Verfolgung auf, aber die Lücke war da. Howson zog das jetzt brutal stark durch, aus fünf Metern wurden zehn Meter und ein kurzes Zögern von Vine bei der Übernahme der Führungsarbeit von Plapp sorgte dafür, dass Damien Howson [TNN] das Ding tatsächlich bis zur Ziellinie durchziehen konnte. Einen herzlichen Glückwunsch an hbg zum Coup in Australien. Den Sprint um Silber entschied der erfahrene Mann für sich. Lidl Trek holte also mit Jay Vine zweimal den zweiten Platz, während sich Plapp mit der Bronzemedaille zufriedengeben musste. Bei den Verfolgern konnte sich Hamilton [PTK] nochmal vom Rest lösen und erreichte somit Platz vier. Auf der Fünf folgte Harper [TEN] vor Haig [IWA], Hindley [BBH], Berwick [TNN], Clarke [ADC] und Whelan [PTK].
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Michael Matthews (Aus) [JAY]![[img]https://i.imgur.com/Yn5mrVu.png[/img]](https://i.imgur.com/Yn5mrVu.png)