Clasica Jean - Paraiso Interior | ESP | 1.1

[Fothen_29]

Team Novo Nordisk
001 Brandon McNulty (Usa) [TNN]
002 William Barta (Usa) [TNN]
003 Mikel Bizkarra (Esp) [TNN]
004 Lawson Craddock (Usa) [TNN]
005 Eduardo Sepúlveda (Arg) [TNN]
006 Mathieu van der Poel (Ned) [TNN]

Team Total Energies
011 Koen Bouwman (Ned) [TEN]
012 Clement Champoussin (Fra) [TEN]
013 Clément Davy (Fra) [TEN]
014 Romain Grégoire (Fra) [TEN]
015 Donavan Grondin (Fra) [TEN]
016 Tadej Pogacar (Slo) [TEN]
017 Jaka Primozic (Slo) [TEN]

Cofidis
021 Jan Tratnik (Slo) [COF]
022 Silvan Dillier (Sui) [COF]
023 Fabien Doubey (Fra) [COF]
024 Owain Doull (Gbr) [COF]
025 Luke Rowe (Gbr) [COF]
026 Tosh Van der Sande (Bel) [COF]

Euskaltel - Euskadi
031 Carlos Canal (Esp) [EUS]
032 José Manuel Díaz (Esp) [EUS]
033 Andoni López (Esp) [EUS]
034 Gotzon Martín (Esp) [EUS]
035 Manuel Penalver (Esp) [EUS]
036 Pelayo Sánchez (Esp) [EUS]
037 Antonio Soto (Esp) [EUS]

Lidl-Trek
041 Neilson Powless (Usa) [LTK]
042 Sean Quinn (Usa) [LTK]
043 Magnus Sheffield (Usa) [LTK]
044 Quinn Simmons (Usa) [LTK]
045 Wout Van Aert (Bel) [LTK]
046 Mick van Dijke (Ned) [LTK]

Astana Qazaqstan Team
051 Filippo Ganna (Ita) [AST]
052 Louis Barré (Fra) [AST]
053 Alexey Lutsenko (Kaz) [AST]
054 Rémy Rochas (Fra) [AST]
055 Milan Vader (Ned) [AST]
056 Dylan van Baarle (Ned) [AST]
057 Luca Vergallito (Ita) [AST]

Burgos - BH
061 Juan Ayuso (Esp) [BBH]
062 Alberto Bettiol (Ita) [BBH]
063 Rubén Fernández (Esp) [BBH]
064 Jai Hindley (Aus) [BBH]
065 Oier Lazkano (Esp) [BBH]
066 Gonzalo Serrano (Esp) [BBH]
067 Attila Valter (Hun) [BBH]

Movistar Team
071 Fernando Barceló (Esp) [MOV]
072 Omar Fraile (Esp) [MOV]
073 Abner González (Pur) [MOV]
074 Juan Pedro López (Esp) [MOV]
075 Carlos Rodriguez (Esp) [MOV]
076 Marc Soler (Esp) [MOV]

Soudal - Quick Step
081 Gil Gelders (Bel) [SOQ]
082 Felix Groß (Ger) [SOQ]
083 Alexis Guérin (Fra) [SOQ]
084 William Junior Lecerf (Bel) [SOQ]
085 Leslie Lührs (Ger) [SOQ]
086 Frederik Rodenberg (Den) [SOQ]
087 Axel van der Tuuk (Ned) [SOQ]

Intermarché - Wanty
091 Felix Gall (Aut) [IWA]
092 Tijmen Graat (Ned) [IWA]
093 Jack Haig (Aus) [IWA]
094 Gregor Mühlberger (Aut) [IWA]
095 Riley Pickrell (Can) [IWA]
096 Maxim Van Gils (Bel) [IWA]
097 Roel van Sintmaartensdijk (Ned) [IWA]

Team Corratec - Selle Italia
101 Pawel Bernas (Pol) [COR]
102 Gal Glivar (Slo) [COR]
103 Petr Kelemen (Cze) [COR]
104 Matyás Kopecký (Cze) [COR]
105 Michal Kwiatkowski (Pol) [COR]
106 Kamil Malecki (Pol) [COR]
107 Patryk Stosz (Pol) [COR]

Israel - Premier Tech
111 Valentin Madouas (Fra) [IPT]
112 Igor Arrieta (Esp) [IPT]
113 Urko Berrade (Esp) [IPT]
114 Lander Loockx (Bel) [IPT]
115 Pau Miquel (Esp) [IPT]

Team Visma | Lease a Bike
121 Toon Clynhens (Bel) [TVL]
122 Rui Costa (Por) [TVL]
123 Sepp Kuss (Usa) [TVL]
124 Jordan Labrosse (Fra) [TVL]
125 Bart Lemmen (Ned) [TVL]
126 Robin Orins (Bel) [TVL]
127 Larry Warbasse (Usa) [TVL]

Bahrain - Victorious Development Team
131 Carl-Frederik Bévort (Den) [TB2]
132 William Blume Levy (Den) [TB2]
133 Menno Huising (Ned) [TB2]
134 Mathieu Kockelmann (Lux) [TB2]
135 Antonio Morgado (Por) [TB2]
136 Valentin Retailleau (Fra) [TB2]
137 Gustav Wang (Den) [TB2]

Saint Piran
141 Bob Donaldson (Gbr) [TU2]
142 Alfred George (Gbr) [TU2]
143 Joshua Golliker (Gbr) [TU2]
144 Calum Johnston (Gbr) [TU2]
145 Brandon Rojas (Col) [TU2]
146 Nixon Rosero (Ecu) [TU2]
147 Oliver Stockwell (Gbr) [TU2]

Q36.5 Pro Cycling Team
151 Jacob Eriksson (Swe) [Q36]
152 Lucas Eriksson (Swe) [Q36]
153 Matej Mohoric (Slo) [Q36]
154 Gianni Moscon (Ita) [Q36]
155 Domen Novak (Slo) [Q36]

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Herzlich Willkommen aus Spanien! Italien ist es mit der Etablierung der Strade Bianche im Radsport-Kalender gelungen, neben dem Rennen der fallenden Blätter am Lago di Como im Herbst auch im Frühjahr zumindest ein Rennen zu etablieren, welchem inzwischen der Status als inoffizielles sechstes Monument nachgesagt wird. Spanien beheimatet zwar keines der fünf Monumente des Radsports, hat aber immerhin mit diesem Rennen - der Clasica Jaen - Paraiso Interior - seine Antwort auf die Strade Bianche formuliert und im Sinne der oben skizzierten Diskussion seine Bewerbung für das Beheimaten eines inoffiziellen siebten Monuments eingereicht.

Im Vorjahr haben wir bei der ersten Austragung ein packendes Duell um den Sieg zwischen Pogacar (TEN) und van der Poel (TNN) verfolgen dürfen, bei welchem der Niederländer die Oberhand behalten konnte. Beide stehen in diesem Jahr wieder am Start. Dass dieses Rennen nicht nur akzeptiert wurde, sondern innerhalb von einem Jahr einen beachtlichen Aufschwung bezüglich seines Status verzeichnen konnte, wird am ehesten deutlich, wenn man die Nominierung des Trek-Teams betrachtet. Denen habe ich im Vorjahr an dieser Stelle vorgeworfen, ein B-Team nominiert zu haben. Dieses Jahr wird das mit Starts wie Powless, Sheffield und Simmons gespickte Aufgebot von niemandem geringeren als van Aert (alle LTK) angeführt! Damit dürfen wir das Triumvirat der Klassiker bei diesem Rennen beim ersten von mutmaßlich vielen weiteren Titelkämpfen in diesem Jahr begrüßen: Pogacar (TEN), van Aert (LTK) und van der Poel (TNN) bei einem Rennen - das zeugt nicht nur von Status, sondern verspricht auch Spannung!

Aus den Top Ten des Vorjahres ist ansonsten allerdings "nur" Lutsenko auch dieses Jahr wieder dabei, der u.a. mit Ganna und van Baarle (alle AST) ein starkes Team an seiner Seite weiß. Während man das Fehlen verschiedener Top Ten Finisher aus dem Vorjahr als Gegenthese zu meiner Erzählung vom aufgewerteten Status des Rennens werten könnte, zeigt ein Blick auf die erstmals bei diesem Rennen vertretenen Teams das Gegenteil: Corratec mit Kwiatkowski (COR), Intermarché mit Gall (IWA) Israel mit Madouas (IPT), Jumbo mit Costa und Kuss (beide TVL) und Q36 mit Mohoric (Q36) haben sich unter anderen von der Faszination anstecken lassen, die im Vorjahr offensichtlich auch weiße Straßen spanischer Natur ausgeübt haben. Dementsprechend sind alle Zutaten für ein erstes Radsport-Fest im Klassiker-Kalender angerichtet!

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Das Rennen startet - ganz im Gegenteil zu allem was danach kommt - recht einfach: nämlich mit einer Abfahrt. Entsprechend gehen einige Teams auch erstmal ein bisschen abwartend ins Rennen. Andere sehen darin aber ihre Chance und versuchen es hier sofort: so setzt sich eine erste Gruppe mit Barta (TNN), Kelemen (COR), Miquel (IPT) und Retailleau (TB2) früh ab. Diese Gruppe ist einerseits interessant, weil Jungs wie Barta (TNN) oder Miquel (IPT) natürlich schon ihre Qualitäten mitbringen. Und andererseits ist mit Barta ein Teamkollege des Vorjahressiegers van der Poel (beide TNN) vorne in der Gruppe! Derweil finden sich Astana, Movistar, Soudal, Total und Visma in der Nachführarbeit ein. Bei einem normalen Rennen würde diese Situation wahrscheinlich ausreichen, um die frühe Phase zu beenden und in den kontrollierten Teil des Rennens überzugehen.

Aber nicht bei diesem Rennen: Euskaltel will es nämlich auch noch wissen und schickt Lopez, Penalver und Soto (alle EUS) in die Verfolgung. Dem Trio schließt sich auch noch van Gils (IWA) an, sodass nun vier Fahrer die frühe Gruppe verfolgen. Die Aussicht auf acht Fahrer vor dem Feld - dazu noch mit einem Kaliber wie van Gils (IWA) schmeckt vor allem Movistar und Total allerdings überhaupt nicht. Vor allem dank Astana und Movistar, die stärkere Helfer aufbieten als Total, gelingt es in der Folge, den Konter von Euskaltel und van Gils (IWA) zu eliminieren. Dabei kommt man auch dem führenden Quartett gefährlich nahe. Allerdings werden Barta (TNN), Kelemen (COR), Miquel (IPT) und Retailleau (TB2) zappeln gelassen. Den nachführenden Teams passt dieses Quartett eigentlich ganz gut, sodass in der Folge eine halbwegs stabile Situation eintritt.

Gruppe
002 William Barta (Usa) [TNN]
103 Petr Kelemen (Cze) [COR]
115 Pau Miquel (Esp) [IPT]
136 Valentin Retailleau (Fra) [TB2]

Ein bisschen Nervosität bleibt aber. Und das liegt an zwei Faktoren: einerseits kommt das führende Quartett nicht wirklich weit vom Feld weg, da alle vier wohl auch ein bisschen auf den eigenen Kräfte-Haushalt schauen. Und andererseits steht der erste Schotter-Abschnitt auch bereits nach 45 Kilometern an. Das bietet natürlich die Möglichkeit, mit einer weiteren, frühen Attacke doch nochmal den Sprung nach vorne zu schaffen. Dementsprechend beruhigt sich das Rennen auch nicht so richtig. Und bald zeigt sich, dass man dafür auch gute Gründe hatte: Lazkano (BBH) attackiert direkt in den ersten Schotter-Abschnitt hinein!

Das allein ist natürlich schon eine Nachricht, die Reaktion aber erst recht: Total geht mit Bouwman, Champoussin, Grégoire - und auch schon mit niemand geringerem als Pogacar (alle TEN) himself hinterher! Das sieht natürlich ein bisschen danach aus, als wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, auch wenn Lazkano (BBH) nach seinem Überraschungssieg in Valencia zum Saisonbeginn mit breiter Brust über den Schotter pflügt. Die Reaktion von Total weckt nun natürlich jeden auf, der nicht ohnehin schon in Alarmbereitschaft ist, sodass das Feld früh in die Länge gezogen und der Vorstoß von Lazkano (BBH) erstmal neutralisiert wird. Gibt Burgos deswegen Ruhe? Nein! Bettiol (BBH) darf als nächstes - und provoziert eine ähnliche Reaktion wie eben: Total geht mit voller Kapelle hinterher, alle anderen ziehen mit, der Vorstoß wird neutralisiert.

So wird der erste Sektor mit einem zappelnden Quartett an der Rennspitze verlassen, welches nur noch knapp eine Minute Vorsprung hat - während sich das nach den Vorstößen von Lazkano und Bettiol (beide BBH) gerupfte Feld erstmal sortieren muss. Da sind schon einige Helfer nicht mehr dabei - und der nächste Sektor steht ja unmittelbar bevor! Die Burgos-Taktik ist inzwischen ja bekannt, sodass nur noch die Frage bleibt: wer versucht es als nächstes? Die Antwort lautet: Valter (BBH)! Total neutralisiert aber auch diesen Vorstoß in bewährter Manier, in dem das halbe Team mitgeht und das Feld nachzieht. Einziger Effekt nach diesem zweiten Sektor: das frühe Quartett ist früh Geschichte - und das Feld wurde weiter gerupft.

Aus der Sicht von Total muss natürlich auch die Frage aufgeworfen werden: wie lange geht das noch gut? Der dritte Sektor folgt sogleich, ist zunächst leicht abschüssig und weist dann aber eine kurze Steigung auf - die nun Ayuso (BBH) nutzt! Und dieser Vorstoß sorgt nun dafür, dass auch die letzten noch verfügbaren Helfer den Laden nicht mehr unter Kontrolle halten können. So entwickelt sich bis zum Ende des Sektors ein Kampf darum, wer genug Power hat, um die Rennspitze halten zu können. Das gelingt einer plusminus zwanzig Fahrer umfassenden Gruppe, die sich nach dem Ende des Sektors in der Abfahrt konsolidiert:

Feld 1
001 Brandon McNulty (Usa) [TNN]
006 Mathieu van der Poel (Ned) [TNN]
011 Koen Bouwman (Ned) [TEN]
012 Clement Champoussin (Fra) [TEN]
014 Romain Grégoire (Fra) [TEN]
016 Tadej Pogacar (Slo) [TEN]
021 Jan Tratnik (Slo) [COF]
031 Carlos Canal (Esp) [EUS]
032 José Manuel Díaz (Esp) [EUS]
034 Gotzon Martín (Esp) [EUS]
036 Pelayo Sánchez (Esp) [EUS]
053 Alexey Lutsenko (Kaz) [AST]
061 Juan Ayuso (Esp) [BBH]
062 Alberto Bettiol (Ita) [BBH]
066 Gonzalo Serrano (Esp) [BBH]
067 Attila Valter (Hun) [BBH]
075 Carlos Rodriguez (Esp) [MOV]
091 Felix Gall (Aut) [IWA]
111 Valentin Madouas (Fra) [IPT]
112 Igor Arrieta (Esp) [IPT]
153 Matej Mohoric (Slo) [Q36]

Auch wenn es viele Favoriten in diese Gruppe geschafft haben, fällt einiges auf. Zunächst - und das ist die nächste kleine Sensation in diesem Rennen: Trek - und damit auch van Aert (LTK) - fehlt vorne komplett! Ansonsten haben es auch Soudal und Visma taktisch offenbar vorgezogen, im Feld zu bleiben. Mit Labrosse, Orins, Warbasse (alle TVL) und van der Tuuk (SOQ) haben diese beiden Teams aber auch nur noch vier Helfer zur Hand, während der Rest schon distanziert wurde. Die ganz große Schlagkraft können diese Teams für ihre Kapitäne Costa, Kuss (beide TVL) und Lecerf (SOQ) entsprechend nicht entwickeln. Vorne übernehmen derweil Bouwman und Champoussin (beide TEN) das Tempo. Die sind zwar numerisch in Unterzahl, von der Qualität her aber überlegen. In der Abfahrt stabilisiert sich der Vorsprung daher bei etwas mehr als einer halben Minute - aber die nächste Schotter-Passage - ein vier Kilometer langer Anstieg mit am Ende fast neun Prozent Steigung - steht ja unmittelbar bevor!

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Im Schnitt vier bis sechs, in der Spitze fast neun Prozent - das sind die Eckdaten des nächsten Sektors, welcher heute der am längsten kontinuierlich ansteigende Sektor sein dürfte. Nach den letzten Sektoren lautet die Frage natürlich: welcher Burgos-Fahrer attackiert hier? Die Antwort lautet: Serrano (BBH), der war bisher noch nicht dran. Der Spanier geht vor dem steilen Ende des Sektors in die Offensive, das spielt ihm wahrscheinlich ein Stück weit in die Karten und so kann er die Gruppe für den Moment weiter selektieren. Auch wenn selbst Serrano (BBH) auf den letzten Metern des Sektors sehr beißen muss: oben sind nur noch rund zehn Fahrer beisammen. Rund die Hälfte des Rennens ist zu diesem Zeitpunkt erst absolviert und die Top-Favoriten sind schon isoliert.

Das klingt natürlich nach Radau, der geübte Radsport-Zuschauer weiß aber natürlich, dass damit unweigerlich die Frage verbunden ist: wer geht jetzt in den Wind und übernimmt das Tempo? Ayuso und Serrano (beide BBH) schauen sich um, aber außer Madouas (IPT) deutet niemand an, hier mitkreiseln zu wollen. Dementsprechend entsteht das klassische Patt, welches es Stück für Stück den eben abgehängten Helfern ermöglicht, den Anschluss wiederherzustellen. Da zur Abwechslung mal zehn Kilometer ohne Schotter anstehen, sehen wir kurz vor dem nächsten Sektor quasi die gleiche Gruppe, die bereits den Anstieg nach Valdeolivas gemeinsam in Angriff genommen hatte. Bietet diese erste Phase des Durchschnaufens am heutigen Tag eine Möglichkeit für die abgehängten Teams, nochmal nach vorne zu kommen? Nicht wirklich, die wenigen noch verfügbaren unter den arbeitenden Helfern sind am Anschlag und von den abgehängten Kapitänen geht (noch) keiner aus der Deckung.

Dementsprechend gehen die Augen wieder nach vorne auf den nächsten Sektor: Keinen Kilometer lang, aber mit einer steilen Rampe mittendrin. Die nimmt sich nun Bettiol (BBH) vor, die zweite Attacke des Italieners am heutigen Tag. Der Effekt ist ähnlich wie zuvor: in den zunächst abschüssigen nächsten Sektor hinein lösen sich plusminus zehn Fahrer vom Rest, aber auch nach Rennkilometer 100 will niemand von den Kapitänen final die Karten auf den Tisch legen. Dennoch beginnt die Burgos-Taktik hier Früchte zu tragen: Pogacar (TEN) - obgleich er kein schlechtes Team an seiner Seite hat - war jetzt schon zwei Mal isoliert. Da liegt natürlich der Vorwurf nah, dass man dem Teamnamen zwar alle Ehre gemacht, darüber hinaus aber zu viel Energie in der Burgos-Manndeckung verschwendet hat.

Vielleicht wäre es ratsam gewesen, einen der weniger favorisierten Fahrer aus dem in der Heimat offenbar besonders motivierten Team mal eine Weile zappeln zu lassen, um dahinter Ruhe einkehren zu lassen. Andererseits muss man sich natürlich auch bei Burgos fragen, wie lange das noch gut geht. Zwar hat man mit Bouwman einen Pogacar-Helfer eliminiert und auch Champoussion (beide TEN) macht alles andere als einen frischen Eindruck, aber bei Burgos haben Hindley und Lazkano den Cut nicht geschafft und Bettiol (alle BBH) hat eben seine zweite Attacke gefahren. Auf dem Sektor nach Virgen de la Salud reiht sich dann auch Serrano (BBH) in die Reihe derjenigen Fahrer ein, die ihre zweite Attacke am heutigen Tag gehen. Frisch sieht der gute Mann dabei aber auch nicht mehr so richtig aus, sodass der ganz große Effekt ausbleibt.

So geht es zum ersten Mal in den Sektor nach Soledas, der danach noch zwei Mal passiert wird. Die Besonderheit dieses Sektors ist eine fast sieben Prozent steile Rampe, in der nun Ayuso (BBH) seine Attacke platziert. Wie zuvor auch schon, so ist es erneut ein Vorstoß dieses Fahrers, der zu größeren Lücken führt. Vorne sind nun alle isoliert - bis auf van der Poel (TNN)! Ein ungewohntes Bild, sonst war der Poulidor-Enkel in der Vergangenheit oft einer der ersten Kapitäne, der mangels starkem Klassiker-Team isoliert war. Hier ist nun aber McNulty (TNN) noch mit dabei, während alle anderen Kapitäne isoliert sind. Spannend ist nun, wie das im Verhältnis etwas längere Flachstück bis zum nächsten Sektor absolviert wird. In der Zwischenzeit gibt es aber gute Nachrichten von weiter hinten: mit Vader (AST) steigt dort ein frischer Helfer ins Tempo ein und entlastet damit Labrosse und Warbasse (beide TVL), die von den arbeitenden Helfern im distanzierten Feld die letzten übrigen Mohikaner waren. Beginnt da nun ein weiteres Rennen hinter der Rennspitze, die wir die ganze Zeit diskutieren?

Gruppe
001 Brandon McNulty (Usa) [TNN]
006 Mathieu van der Poel (Ned) [TNN]
016 Tadej Pogacar (Slo) [TEN]
021 Jan Tratnik (Slo) [COF]
031 Carlos Canal (Esp) [EUS]
061 Juan Ayuso (Esp) [BBH]
111 Valentin Madouas (Fra) [IPT]
153 Matej Mohoric (Slo) [Q36]

Verfolger 1
014 Romain Grégoire (Fra) [TEN]
032 José Manuel Díaz (Esp) [EUS]
036 Pelayo Sánchez (Esp) [EUS]
062 Alberto Bettiol (Ita) [BBH]
067 Attila Valter (Hun) [BBH]
075 Carlos Rodriguez (Esp) [MOV]
091 Felix Gall (Aut) [IWA]

Verfolger 2
034 Gotzon Martín (Esp) [EUS]
053 Alexey Lutsenko (Kaz) [AST]
066 Gonzalo Serrano (Esp) [BBH]
112 Igor Arrieta (Esp) [IPT]

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Die neu entstandene Spitzengruppe kommt derweil nicht so richtig in Gang. Insbesondere Pogacar (TEN) macht deutlich, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht bereit ist, mitzuarbeiten. Umgekehrt will natürlich auch niemand den Top-Favoriten zum Sieg eskortieren. Wer nun die Chance auf ein Durchatmen vor der nächsten Schotter-Passge vermutet, hat die Rechnung ohne die heute aus irgend einem Grund auf Krawall gebürsteten Manager der teilnehmenden Teams gemacht: nach der Privat-Fehde zwischen Burgos und Total, die bisher einen Großteil des Rennens in Geiselhaft genommen hat, möchte nun Novo Nordisk mitmischen: Attacke McNulty (TNN)!

Und den hat in der Spitzengruppe niemand auf der Rechnung! Vielleicht sind auch alle auf Burgos und Total fixiert, aber niemand reagiert und McNulty (TNN) kommt gut weg. Der Mann kann rollen und tut das jetzt auch. Begünstigt durch den Umstand, dass sich die Kapitäne hinten weiter anschauen, hat der Amerikaner schnell eine halbe Minute Vorsprung, mit der er in die zweite Virgen de Salud-Passage geht. Bisher ist er ganz gut mitgeschwommen, aber jetzt alleine auf dem Schotter sieht man, dass McNulty (TNN) hier nicht zu denjenigen gehört, die sich auf diesem Untergrund so richtig wohlfühlen. Derweil schließt dahinter gerade rechtzeitig zum Schotter-Sektor die erste Verfolger-Gruppe zu der übrigen bisherigen Spitzen-Gruppe auf. Das bedeutet: frische Helfer! Diaz (EUS) und Grégoire (TEN) machen sich an die Arbeit, wobei gerade Grégoire hier auch nicht mehr so richtig frisch aussieht. Dennoch: am Ende der Schotter-Passage hat McNulty (TNN) nur noch zwanzig Sekunden Vorsprung.

Auch bei den früh abgehängten Fahrern gibt es Neuigkeiten: neben Vader (AST) hatte dort auch Lemmen (TVL) für neues Tempo gesorgt, ehe Kwiatkowski (COR) attackiert. Gemeinsam mit Costa und Kuss (beide TVL), Ganna und van Baarle (beide AST) sowie Soler (MOV) entsteht so eine Verfolgergruppe. Gelders (SOQ) versucht ebenfalls, an diese Gruppe anzudocken, kann die Hinterräder seiner Konkurrenten hier allerdings nicht halten. Nach dem Sektor kann Gelders (SOQ) dann aber doch noch aufschließen, weil die Gruppe nicht so richtig rund läuft. Aber schauen wir nach vorne, denn McNulty erreicht die zweite Soldedas-Passage. Die Mischung daraus, dass Grégoire (TEN) immer weniger ein Faktor ist, McNulty (TNN) vor dem Sektor den Puffer wieder etwas ausdehnen konnte und Diaz (EUS), der sich auch eher an Grégoire (TEN) orientiert, sorgt dafür, dass McNulty (TNN) wieder mit einer halben Minute Vorsprung aus dem Sektor rauskommt.

Dahinter konnte van Baarle (AST) sich gemeinsam mit Kuss (TVL), Kwiatkowski (COR) und Soler (MOV) von Costa (TVL), Ganna (AST) und Gelders (SOQ) absetzen. Das Quartett entwickelt nun ordentlich Dampf. Bouwman und Champoussin (TEN) werden schnell eingeholt und stehen gelassen. Vielleicht reicht es ja sogar nochmal, um zur zweiten Verfolgergruppe aufzuschließen. Arrieta (IPT), Martin (EUS) und Serrano (BBH) haben jeweils Teamkollegen vorneweg und Lutsenko könnte sich dann nochmal für van Baarle (AST) einspannen. Aber bis dahin ist es noch ein bisschen, sodass wir wieder nach vorne schauen: Grégoire (TEN) ist endgültig weg vom Fenster, Diaz (EUS) wollte nicht alleine arbeiten, die anderen schauen sich an - Ergebnis: McNulty geht mit knapp einer Minute Vorsprung in den vorletzten Sektor!

Dort eröffnen nun aber auch die Favoriten: erst Mohoric (Q36), der aber in die steile Rampe hinein direkt von Pogacar (TEN) gekontert wird! Jetzt ist das Rennen so richtig eröffnet, wenn man nach dem Tag überhaupt noch einen draufsetzen kann. Wer kann mitgehen? Van der Poel (TNN) ist am Hinterrad, Madouas (IPT) und Tratnik (COF) können sich in Schlagdistanz halten - aber danach geht die Lücke auf! McNulty (TNN) rettet sich derweil aus dem Sektor in die Abfahrt - und jetzt läuft die Zeit: Knapp unter vierzig Sekunden stehen auf der Uhr, dann kommen Pogacar (TEN) und van der Poel (TNN) aus dem Sektor. Der Niederländer hat gerade die ideale Situation und kann draufliegen. Pogacar (TEN) findet das natürlich eher suboptimal - und so können Madouas (IPT) und Tratnik (COF) noch aufschließen. McNulty (TNN) vorne, dahinter vier Verfolger und dann eine inzwischen doch schon nennenswerte Lücke - so sieht aktuell die Rennspitze aus.

Und so geht es dann auch in den letzten Sektor. Bis zur Steigung schlägt sich McNulty (TNN) wacker, wenngleich Pogacar (TEN) auf dem Schotter Sekunde um Sekunde abknabbert. Aber in der Steigung zündet Pogacar (TEN) jetzt die nächste Stufe! Unmittelbar am Hinterrad bleibt keiner, aber van der Poel (TNN) bleibt in Schlagdistanz. Madouas (IPT) und Tratnik (COF) fallen derweil ab. McNulty (TNN) kämpft nun natürlich mit allem was er hat, aber das sieht immer weniger gut aus. Der Vorsprung auf Pogacar (TEN) schmilzt jetzt wie eine Kugel Eis, wenn diese im Sommer auf spanisches Schotter fallen würde! Für Novo Nordisk gibt es aber auch gute Nachrichten: van der Poel (TNN) ist in der Steigung in Schlagdistanz geblieben und saugt sich jetzt ans Hinterrad seines Kontrahenten heran. Pogacar (TEN) weiß allerdings auch, dass er jetzt fahren muss, wenn er McNulty (TNN) das Ding nicht herschenken will. Und so wird McNulty (TNN) kurz vor dem Ende des Sektors eingeholt - und sofort stehen gelassen. Taktisch geschickt und toll gefahren: aber jetzt ist der Amerikaner stehend alle.

Wir bleiben aber vorne, wo sich das Rennen vom Vorjahr wiederholt: kann sich Pogacar (TEN) revanchieren oder holt van der Poel (TNN) seinen zweiten Sieg bei der zweiten Austragung? Van der Poel (TNN) ist tatsächlich selbstbewusst genug, den Sprint von vorne zu nehmen, was Pogacar (TEN) natürlich dankend annimmt. Van der Poel (TNN) verzögert nun aber immer wieder ein bisschen, schaut über die Schulter - und jetzt geht Pogacar (TEN)! Schöner Antritt, der kann ja auch sprinten. Aber van der Poel (TNN) hält sofort dagegen - und kann das auch souverän durchziehen! Da wird doch deutlich, dass van der Poel (TNN) - wenngleich man den Attacken eines Pogacar (TEN) auch erstmal folgen muss - den etwas zurückhaltenderen Tag fahren konnte und gerade auch im Finale von der Aktion seines Teamkollegen profitieren konnte. Entsprechend lässt van der Poel (TNN) seinen Kontrahenten nicht mehr rankommen und holt sich seinen zweiten Sieg bei diesem Rennen!

Ein toller Klassiker-Tag für Novo Nordisk und dahinter ein enttäuschter Pogacar (TEN), dem man aber auch zugutehalten muss, dass Dauerfeuer von Burgos abgewehrt zu haben. Und nicht nur dass: von denen ist im Moment weit und breit nichts zu sehen. Als nächstes kommen erstmal Madouas (IPT) und Tratnik (COF), die noch zu McNulty (TNN) aufschließen konnten, mit eben jenem Amerikaner an. Der hat keine Power mehr, um in den Sprint reinzuhalten. Diesen Sprint entscheidet Madouas (IPT) für sich, der damit das Podium vervollständigt. Tratnik (COF) wird dahinter Vierter, McNulty (TNN) kann sich für die knappe Einholung nicht nur mit dem Sieg des Teamkollegen, sondern auch mit einem Top 5 Ergebnis trösten. Um Rang sechs sprinten dann Canal (EUS) und Mohoric (Q36), die bei der Attacke von Pogacar (TEN) noch am ehesten an den Top Fünf des heutigen Tages dranbleiben konnten. Mohoric (Q36) sichert sich dabei Rang sechs. Den Sprint um Rang acht gewinnt derweil Ayuso (BBH) vor Rodriguez (MOV) und Gall (IWA). Die beiden letztgenannten hatten sich im letzten Sektor noch gegenseitig attackiert, ganz im Gegensatz zum Rennverlauf ist Ayuso (BBH) an dieser Stelle der lachende Dritte - zumindest im Kampf um Rang acht. Ich verabschiede mich an dieser Stelle von einem mitreißenden Rennen, nach welchem man festhalten muss: für einige wird heute Abend Aufwand und Ertrag in keinem guten Verhältnis stehen, andere konnten den wilden Tag taktisch sehr interessant nutzen. In jedem Fall war es zumindest für den neutralen Zuschauer vor allem eins: ein Spektakel!