6. Etappe
Herzlich willkommen zur Königsetappe! Nach vier Sprints und einem erfolgreichen Ausreißversuch knapp vor dem Sprint, geht es heute auf dem Weg von Kusadasi nach Manisa bergauf: 14 Kilometer mit sieben Prozent Durchschnittssteigung weist der Schlussanstieg auf, wir können also davon ausgehen, dass Abstände gemacht werden.
Die Anfangsphase ist heute wieder schnell erzählt: Molenaar (JAY) wollte erneut in die Gruppe, Berhe (VBF) hing aufmerksam an seinem Hinterrad – und weil es heute wenig Konkurrenz gab, schafften die beiden Bergtrikotjäger auch heute trotz ihrer Anstrengungen während der Rundfahrt erneut den Sprung. Begleitung fanden sie heute von Abel Balderstone (UAD), der ja vorgestern auch schonmal in dieser Rolle unterwegs war. Ein Trio war Education First, Movistar, Tudor, Uno-X und VF-Bardiani jedenfalls sehr recht, diese Teams ließen sich im Laufe des Tages in der Nachführarbeit blicken und hatten alles im Griff.
Während Balderstone kampflos die Sprintwertung als erstes überrollte, kam es an der Bergwertung nach 116 Kilometern zum bereits gewohnten Duell. Heute wirkte Molenaar etwas frischer und ließ sich von Berhe nicht abschütteln, der Niederländer eroberte im Zweiersprint das Bergtrikot zurück: Das wird noch spannend bleiben an den kommenden beiden Tagen. Aufgrund des Belauerns zwischen den beiden war die Tagesgruppe indes nie richtig gut gelaufen und deshalb auch bereits gute 30 Kilometer vor dem Ziel schon wieder Geschichte.
Bis zum Schlussanstieg tat sich dann nicht mehr viel, dort ballerte Movistar dann ordentlich rein mit Castrillo (MOV) und Romo (MOV). Damit dünnte man bereits früh richtig aus und stellte im Wesentlichen eine Favoritengruppe, aus der als letzter der Sprinter auch Milan (IPT) zurückfiel und sich winkend ins längst entstandene Gruppetto zurückfallen ließ: Nachdem er schon auf der ersten Etappe das Führungstrikot erobert hatte, würde es heute erstmals den Besitzer wechseln. Amanuel Gebreigzabhier (JAY) wollte es gerne mit einem frühen Antritt erringen und riss auch erstmal eine Lücke auf.
Acht Kilometer vor dem Ziel versuchte es dann hinter ihm allerdings auch Piganzoli (EFE), der aber enger gedeckt wurde und sich mit Barguil, Rodríguez (beide MOV), Guerreiro (JAY), seinem Teamkollegen Johannessen (EFE), Rafferty, Ryan (beide TUD), Novak (Q36), Traeen (UXM) und van den Broek (VBF) im Schlepptau löste. Dahinter bildeten Bou (VBF), Franco, Whelan (beide PTK), Gutiérrez (IW2), Huys (Q36), Tercero (UAD) und Verre (IPT) eine weitere Verfolgergruppe. Vor die erste Favoritengruppe spannte sich dann erstmal Rafferty und kassierte Gebreigzabhier wieder ein, ehe die beiden auf den nächsten Kilometern zurückfielen: Neun Fahrer verblieben damit noch im Kampf um den Tages- und Gesamtsieg, EF und Movistar noch jeweils doppelt vertreten.
Das nutzen als nächstes die Spanier, die Rodríguez in die Offensive schickten – während hier noch alle folgen konnten, eliminierte Barguils folgender Konter schonmal Novak und Piganzoli. Da waren es nur noch sieben und Johannessen hatte seinen Teamkollegen verloren, was den Norweger vier Kilometer vor dem Ziel zur eigenen Attacke inspirierte – und die saß besser! Nur Rodríguez war hier unmittelbar am Hinterrad, die anderen hatten erstmal Schwierigkeiten zu folgen. In der Verfolgergruppe war dann mit Barguil natürlich auch noch ein Störfaktor, wenngleich Guerreiro, Ryan, Traeen und van den Broek dennoch durchzogen um das Ganze nochmal zu bereinigen.
Erstmal bauten Johanessen und Rodríguez ihren Vorsprung aber weiter leicht aus, während nach hinten die Abstände ohnehin größer wurden: Einer der beiden Spitzenreiter oder einer der fünf Verfolger würde das Ding hier abschießen, so viel war klar. Hinten heraus im etwas flacheren Bereich machte das Quintett nochmal Boden gut, aber der Vorsprung war gegeben. Kleinere Nadelstiche gab es ganz vorne und dahinter, aber niemand wurde jetzt seine jeweiligen Begleiter mehr so richtig los. Letzten Endes sah es gut aus für das norwegisch-spanische Duo an der Spitze, sie würden hier wohl einige Sekunden an Vorsprung ins Ziel bringen. Johannessen aus der ersten Position, Rodríguez mit dem Versuch vom Hinterrad, eine enge Entscheidung… aber Johannessen brachte es ins Ziel! Sieg und Gesamtführung für Education First, Rodríguez muss sich mit dem zweiten Rang begnügen.
Dahinter ein spannender Uphillsprint um Platz drei, in dem am Ende Frank van den Broek nochmal eine Extraluft findet und damit die wichtigen Zeitboni rausnimmt. Ihm folgen Ryan, Barguil, Guerreiro und Traeen in dieser Reihenfolge und zeitgleich – was jedoch durch vorher errungene Zeitboni und Platzierungen nicht ganz der Abfolge im Gesamtklassement entsprechen wird, wo Guerreiro auf der vier liegen dürfte vor Barguil. Nach Ankunft dieser Gruppe mussten wir schon eine Weile warten, ehe mit Piganzoli und Novak die nächsten Fahrer das Ziel erreichten. Als nächstes noch ein Duo, hier konnte Rafferty die Top10 des Tages abrunden vor Gutiérrez. Die Top15 komplettierten dahinter Bou, Tercero, Huys und Verre, auf den Plätzen 16 bis 20 landeten schließlich das Polti-Duo Whelan und Franco, der nach seiner frühen Attacke eingebrochene Gebreigzabhier sowie Castrillo und Raccani. Im Detail gibt’s das dann gleich an gewohnter Stelle nachzulesen, morgen geht’s dann wieder flacher weiter.
Hier seit 20. Februar 2006.